Geschichten
"Danach"
Postkartenkrimi
Postkartenkrimis zu schreiben ist eine ganz besondere Herausforderung! Maximal 850 Zeichen - also eine Postkarte lang - für Vorstellung der Figuren, Spannungsaufbau und die Pointe.
Auch hier gilt: "Mein Freund, heute habe ich viel Zeit, darum schreibe ich dir einen kurzen Brief..."
Danach
Sie sagen immer, danach fühlt man sich nicht besser.
Sie sagen immer, der Hitze würde eine Leere folgen.
Sie irren.
Wie er gelacht hat. Mir ins Gesicht gelacht. Mich ausgelacht. Seine Frau.
Vor ihr.
So friedvoll ist sie jetzt. Sie ist nicht mehr schöner als ich.
Auch sie hat gelacht. Keifend. Wie ein Kind. Ein böses.
Jetzt liegt sie hier auf meinem Schoß. Wie ein Kind. Ein gutes.
Ihr Blut ist noch warm. Nicht mehr heiß. Lauwarm. Ich sehe zu, wie es hart wird.
Meine Hände sind voll von dem Zeug. Sogar meine Zigarette.
Ich nehme einen tiefen Zug. Das Blut knistert, wenn die Glut es erreicht. Mehr als das Zigarettenpapier. Verbranntes Blut stinkt nicht. Oder nehme ich es nicht mehr wahr?
Schlüssel in der Tür. Er hat ihren Schlüssel.
Mein Herz schlägt. Nicht vor Angst.
Gleich wird er sie sehen. Seinen Schatz.
Und mich.
Ein letzter Zug.
Ich lächle.
"Endbahnhof."
Kurzgeschichte
"Endbahnhof." ist eine Weihnachtsgeschichte.
Eigentlich.
Aber "Endbahnhof." ist nicht süß, ist nicht putzig, nicht mal besonders besinnlich. Keine Lichter, die strahlen, kein Gebäck, das duftet, keine Augen, die leuchten. Bloß eine kühle Beobachtung zweier Menschen, die sich viel zu geben hätten.
Eigentlich.
Endbahnhof: „Zielbahnhof; letzte Station; Endstation.“ (Duden)
Endbahnhof: „…wo die Hauptgleise stumpf an einem Prellbock im Hauptbahnhof enden.“ (Wikipedia)
Er ist am Bahnhof, weil er Zeit hat.
Er hatte immer zu tun, so viel zu tun.
Dann war alles weg.
Abgebrannt. Ausgelöscht.
Jetzt hat er Zeit. So viel Zeit.
Sie ist am Bahnhof, weil sie wartet.
Sie war umschwärmt. In ihrer Scheinwelt.
Gierig nach schön. Gierig nach neu.
Jetzt wartet sie. Auf Déjà-vus.
Er: Entschuldigen Sie, es ist sonst nicht meine Art, fremde Leute anzusprechen. Frauen schon gar nicht. Aber Sie scheinen schon lange hier zu warten.
Sie: Ich warte.
Er: Verspätet er sich?
Sie: Schon seit Jahren.
Er: Und das zu Weihnachten.
Sie: Was bedeutet das schon. Weihnachten.
Pause
Er: Mir hat es mal viel bedeutet.
Sie: Sie wollen reden, richtig?
Er: Eigentlich will ich zuhören.
Sie: Mir?
Er: Egal. Hauptsache zuhören.
Sie: Dann muss es ja nicht unbedingt ich sein, oder?
Pause
Er: Ist er es wert?
Sie: Ist wer was wert?
Er: Er. Dass Sie auf ihn warten. Am Weihnachtstag. Andere wären längst da. Immerhin sind Sie schön.
Sie: Ich habe in meinem Leben schon einige schlimme Komplimente bekommen.
Das war das beschissenste.
Er: Die meisten meinen Komplimente nicht so, wie sie sie sagen. Ich schon.
Sie: Eben.
Pause
Er: Warum wollen Sie nicht schön sein?
Sie: Sie scheinen Zeit zu haben.
Er: Ich arbeite hier.
Sie: Dafür bekommen Sie Geld?
Er: Ich arbeite hier.
Pause
Sie: Weil Schönheit Raum nimmt. Sie wird gesehen. Ist heller als alles andere. Aber hinter ihr ist es meist dunkel.
Er: Dunkel kenne ich.
Sie: Ach ja?
Pause
Sie: Scheiße, sorry. Ich war spöttisch. Habe ihren Stock nicht gesehen. Und ihre Brille.
Er: Egal. Ich habe Sie nicht gesehen.
Sie: Woher wissen Sie, dass ich schön bin?
Er: Sie sind traurig.
Sie: Niemand ist es wert.
Er: Ist was wert?
Sie: Dass man auf ihn wartet. Es ergibt sich oder es ergibt sich nicht.
Er: Warum er?
Sie: Wahrscheinlich weil er mich warten lässt.
Er: Wofür bestrafen Sie sich?
Pause
Sie: Sie sehen viel.
Er: Ich habe viel gesehen.
Pause
Sie: Er kommt.
Er: Wer kommt?
Sie: Meine Strafe. Sorry. Ich muss gehen.
Er: Gehen Sie nur. Sie haben einander verdient.
Sie: Frohe Weihnachten.
Er lächelt.
Sie setzt sich zwei Bänke weiter wieder hin. Und wartet.
Er hat wieder Zeit.
"Keine Antwort"
Kurzgeschichte
"Keine Antwort" ist ein kleines Experiment: Kann man jemanden auf zwei Seiten charakterisieren, der selbst gar nichts sagt. Man kann. Es sind unsere Taten, die unseren Charakter offenbaren.
Die Idee hatte ich tatsächlich beim Anziehen meiner Schuhe. Ein kurzer Gedanke und der ließ mich nicht mehr los: "Wenn du jetzt, in diesem Moment stirbst, wie viel später wirst du deine letzte Textnachricht bekommen?"
Keine Sorge, normalerweise bin ich fröhlicher, wenn ich das Haus verlasse.
Es war Samstag, 12:41 Uhr, als er sich bückte, um seinen linken Schuh zuzubinden, an einem Herzinfarkt starb und im selben Moment die erste WhatsApp-Nachricht bekam, die er nicht mehr beantworten würde.
Samstag, 12:41 Uhr: „Geil, dass du dir heute doch zeit nehmen konntest… gerald kommt erst morgen mittag, prosecco-frühstück ist also gesichert ;-) werd‘ dich verwöhnen, großer… 7 bei mir, kuss claudia“
Samstag, 14:12 Uhr: „Schade, dass du heute zu deinen Eltern musst, hätte dich sooo gerne gesehen. Habe uns gute Sachen eingekauft. Hab dich lieb, Bussi, Maria“
Samstag, 16:05 Uhr: „Sie halten bis morgen, keine Sorge :-) freu mich auf dich. Bussi Maria“
Samstag, 17:05 Uhr: „Wir sind gut angekommen, Hotel ist toll! Schöne Woche, Alles Liebe, Mama und Papa“
Samstag, 17:21 Uhr: „Sie ist heiß und feucht… wir beide erwarten dich… ;-) kuss claudia“
Samstag, 18:01 Uhr: „Noch eine stunde… soll ich schon mal ohne dich beginnen..? ;-)“
Samstag: 18:10 Uhr: „Alles ok, mein Schatz? Lass deine Eltern lieb von mir grüßen! Bussi Maria“
Samstag, 18:25 Uhr: „Ich habe mir alles noch mal überlegt. Du hast Recht. Wir sollten noch einmal miteinander reden. Vier Jahre sind vier Jahre. Wir hatten auch wunderschöne Zeiten. Montag um 8 bei unserem Italiener? Karin“
Samstag, 18:35 Uhr: „Du hast keine chance… dein schweigen macht mich nur noch geiler… claudimaus“
Samstag: 18:55 Uhr: „Habe ich schon erwähnt, dass ich dir nackt öffnen werde...? ;-)“
Samstag, 19:00 Uhr: „Ich mache mir Sorgen… Bussi Maria“
Samstag, 19:12 Uhr: „Wo bleibst du..?“
Samstag, 19:19 Uhr: „Findest du keine lücke… für dein auto..? ;-))“
Samstag, 19:37 Uhr: „Wenn du mich versetzt…“
Samstag, 20:22 Uhr: „Arschloch!“
Samstag, 22:23 Uhr: „Lass mich raten, du steckst mittendrin, richtig Alter? ;-) Mach eine für mich mit! ;-) Und morgen… Lagebericht! Gerne auch Fotos… *gg* Martin“
Sonntag, 12:44 Uhr: Na toll, jetzt ist er da… ist dir wirklich was entgangen gestern… ich war sooo…“
Sonntag, 15:25 Uhr: „Ich verstehe, wenn du Zeit für dich brauchst. Bitte gib mir nur kurz Bescheid, ob es dir gut geht, ok? Bussi Maria“
Sonntag, 16:07 Uhr: „Alter, Maria hat grad angerufen… wo bist du nochmal schnell? „Offiziell“, meine ich…“
Sonntag, 17:14 Uhr: „Hast du meine Nachricht gestern bekommen? Karin“
Sonntag, 21:00 Uhr: „Keine Antwort ist auch eine… du hast dich wohl nicht geändert… Leb wohl. Karin.“
Sonntag, 22:52 Uhr: „Nächste woche mittwoch auf donnerstag ist er wieder auf dienstreise… eine chance gebe ich dir noch… die letzte in diesem leben ;-)“
Montag, 09:00 Uhr: „Lebenslange Garantie auf Ihr Ladegerät. Nur kurze Zeit.“
Montag, 08:14 Uhr: „Ich will dich nicht bedrängen, aber ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Habe im Büro gesagt, dass ich später komme. Bin in 20 Minuten bei dir. Bussi Maria“
Mittwoch, 19:25 Uhr: „Ein letztes mal noch..? morgen? ich will dich… claudia“
Freitag, 09:10 Uhr: „Damit du es nur weißt, für mich bist du gestorben. claudia“
Theater
Am allerliebsten schreibe ich fürs Theater! Oder für den Film. Schon beim Verfassen der ersten Zeilen stelle ich mir vor, wie begabte Mimen meine Worten in deren Taten umsetzen, wie sie meinen wirren Gedankengängen folgen, der Geschichte Leben schenken und meine heiß geliebten Protagonisten schlussendlich genauso handeln, wie ich das erträumt hatte. Oder eben ganz anders. Einer Passion weitere Leidenschaften zu schenken, heißt, sie damit zu veredeln.
"EIN STUHL ZUM KISSEN"
Eine, ach was sag' ich, DIE Liebesmärchenkomödie in drei Akten!
Einmal Mittelalter & zurück
Der greise König ist in großer Sorge: Sein Töchterchen, reich & reimend zwar, aber dennoch (oder besser deshalb) unbemannt! Wer soll das Land regieren, wenn er nicht mehr ist?
Die Tapfersten scheitern an den Aufgaben, die zur Hand der edlen Maid führen würden. Als die Verzweiflung am größten scheint, taucht ein Geist auf, der die Prinzessin ins Hier und Jetzt zaubert. Und da gehen die Troubles erst richtig los...
Hier zu eurer Rechten
findet ihr 'nen echten
Reim der holden Maid
dass euch's Theater-Gehen freut!
Buch
"Die kehrverte Welt des Filip Fisch"
Kinderbuch-Reihe
In der „kehrverten Welt von Filip Fisch“ ist alles anders. Große Paketeinwerferinnen mit kleinen Händen rülpsen fröhlich erschrocken vor sich hin. Frau Herbert saugt Staub mit einem Strohhalm und föhnt sein Kopftuch mit einem Luftballon. Im Briefkasten, in dem Filip und Frau Herbert leben, gibt es weder Weitseher noch Internetz. Die Briefe, die Menschen ab und zu einwerfen, sind Filips Fenster nach Draußen. Durch sie lernt Filip die Welt kennen. Durch sie erlebt unser mutloser Held seine langweiligen Abenteuer. Viel Spaß beim (Vor-) Lesen und nicht vergessen: Anders ist besonders!
Die Familie kommt zu Weihnachten auf Besuch und Filip will seinen Lieben das schönste Fest aller Zeiten bereiten. Filip schreibt ein laaanges Weihnachtsgedicht, Frau Herbert strickt Geschenkpapier und ärgert sich über den frisch gefallenen Schnee im Briefkasten. Ja, alles könnte perfekt werden, da fallen plötzlich die Sessel an der Festtafel von der Wand, der Weihnachtsbaum sieht anders aus und den Keksteig gehen zu lassen, war doch keine gute Idee. Eine freudige Katastrophe jagt die nächste und auf einmal steht die Familie vor der Tür.
Film
"Duft nach Blut"
Kurzfilm, 12:30 Minuten.
2015

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Intention
„Der Duft nach Blut ist erschreckend selbstverständlich geworden.
Das Sterben wurde zur Routine.“
Warum habe ich „Duft nach Blut“ geschrieben und verfilmt? Krieg ist für mich der perfekte Ausdruck der Perversion, die der Menschheit inne wohnt. Systematisierte Grausamkeit gegen die Menschlichkeit und das Leben, von jeder Kirche im Bedarfsfall als Notwehr autorisiert, den Tätern und den Opfern – und das sind dieselben Menschen – als „gerecht“ selbstverherrlicht.
„Duft nach Blut“ ist ein Kurzfilm, der mitten im Krieg spielt. Kein Anfang, kein Ende. Unwichtig.
Er lässt aus der Sicht eines einzigen Mannes – der den Film mit seinen Gedanken begleitet, ja moderiert - fühlen, was Millionen Menschen schon fühlen mussten. Einzig und allein damit sich Grenzen auf Landkarten verschieben.
„Duft nach Blut“ ist ein Statement.
Krieg ist keine Politik, Zedong Xiansheng.
Der Tod von Millionen ist eine Tragödie, Towarisch Stalin.
Krieg ist kein Spiel, Mr. Churchill.
Technik
Wir haben „Duft nach Blut“ ganz bewusst ohne billige Effekthascherei gedreht, sondern vielmehr reduziert auf die Botschaft und das Schauspiel, die alleine die Geschichte tragen.
Wir haben keine teure Filmkamera verwendet, nicht einmal die Spiegelreflex.
„Duft nach Blut“ (12 Minuten, HD) ist mit Hilfe einer einfachen Handykamera entstanden. Wahrscheinlich ist es genau dieses Simple, dieses Alltägliche, das fernab von Cinemascope und 3D den Schrecken der Geschichte in die Köpfe des Publikums trägt. Und in deren Seelen.
Budget
Die Produktion von „Duft nach Blut“ hat uns keinen Cent gekostet. Ich denke, darum geht es auch gar nicht. Zumindest nicht immer. Vielmehr wichtig ist die Erwartung, ja die Hoffnung des Publikums nicht zu enttäuschen, sondern im besten Fall zu übertreffen.
Film ist alles für mich, die umfassendste aller Kunstrichtungen. Ein guter Filmemacher hat alle Musen dieser Welt an seiner Seite. Er erzählt wundervolle Geschichten, malt die buntesten Bilder, stellt fremdeste Charaktere dar, baut phantastische Welten, umhüllt sein Werk mit Klängen, fängt Momente für die Ewigkeit ein ...
Deshalb liebe ich dieses Medium.
Bild
Dein Sterbedatum auf den Rücken gedruckt. Jeder von uns weiß, wann es zu Ende geht. Wie viele Tage es noch sind. Wie oft noch schlafen, lachen, lieben, leiden. Fluch oder Segen?
"ZEIT", 2024, Mixed Media
Schmerzen. Angst. Verletzungen. Hoffnung. Liebe. Die Anzahl der Toten im Krieg ist Statistik. Jeder einzelne davon ist ein Mensch.
"NACHSCHUB", 2025, Mixed Media